Presseberichte


Anzeiger Oberaargau vom 12.03.2020


 

BZ Langenthaler Tagblatt vom 16.12.2019


BZ LANGENTHALER TAGBLATT


Das Denkmal eines vergessenen Gewerbes
Oberbipp Das Buchistöckli ist heute als Veranstaltungsort bekannt. Gleichzeitig steht es aber auch für einen längst verschwundenen Bestandteil des dörflichen Lebens.

Maximilian Jacobi

Seinen Namen verdankt das Buchistöckli in Oberbipp seinem ursprünglichen Verwendungszweck. Im 16. Jahrhundert wurde es nämlich als Waschhaus gebaut. Doch weshalb setzte sich der Name Buchistöckli und nicht etwa Waschstöckli oder Derartiges durch? Seinen Namen verdankt das zweistöckige Häuschen dem ehemaligen Prozess der Textilreinigung.
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Serie
Perlen des
Oberaargaus

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Das Buchistöckli stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde 2015 fertig renoviert. Foto: Nicole Philipp

Da es vor 500 Jahren noch kein Waschmittel oder Vergleichbares zu kaufen gab und Seife sehr teuer war, mussten sich die Oberbipper Hausfrauen anders zu helfen wissen. Und zwar verbrannten sie Buchenscheite, um daraus Buchenholzasche zu gewinnen. Die hellgrau-weisse Asche wurde dann mit Wasser gemischt und zu einer Lauge angerührt.

«Wie die Waschweiber»

Eine grosse Wäsche wurde nur zweimal im Jahr gehalten, im Herbst und im Frühling. Man kann sich förmlich vorstellen, dass jede Familie einiges an Wäsche benötigte, um so die langen Intervalle zwischen den Waschgängen zu überbrücken. Die «Wäschete», oder auch «Buchete», wurde dann von den Familien des Dorfes im Buchistöckli an einem speziell dafür festgelegten Tag durchgeführt. Der Waschtag war ein wichtiger und geselliger Anlass, wozu auch häufig getrunken wurde. Man tauschte alles an Klatsch und Tratsch aus, was sich im
letzten halben Jahr angesammelt hatte. Daher vermutlich auch der Ausdruck «Tratschen wie die Waschweiber».
Um mit Buchenholzasche zu waschen, war eine Feuergrube nötig, in der sich das sogenannte Buchkessi befand. Die Feuergrube des Buchistöckli ist nach wie vor im Erdgeschoss vorhanden. Im Buchkessi wurde durch das darunterliegende Feuer Wasser erhitzt, das durch stundenlanges Schöpfen in einen Holzbottich befördert wurde. Um zu waschen, benötigte man viel Wasser, weswegen das Stöckli direkt am Dorfbach gebaut wurde.
In besagtem Holzbottich wiederum wurde ein spezielles Aschentuch ausgebreitet, worauf auf einer Lage Stroh die Buchenholzasche verteilt wurde. Unter diesem Tuch befand sich die schmutzige Wäsche. Die Wäsche war von der Aschenlauge erst völlig durchdrungen, wenn das kochend heisse Wasser aus einem Holzhahn unten aus dem Bottich wieder zurück in das Buchkessi lief. Die gereinigten Stoffe konnten danach an der Luft getrocknet und in der Sonne gebleicht werden.

Seinen Charakter bewahrt

Als um 1800 die Herstellung von modernen Waschmitteln die Buchenholzasche verdrängte, veränderte sich auch die Nutzung des Buchistöckli. Nach einem Brand wurde das schmale Haus 1823 wieder aufgebaut und fortan das Erdgeschoss als Wasch- und Schlachtlokal und der Raum darüber als Versammlungs- sowie Unterrichtsort genutzt. Während des Zweiten Weltkriegs und bis 1957 wohnte im Obergeschoss eine siebenköpfige Familie. Das Erdgeschoss diente Oberbipper Landwirten noch lange als Notschlachtraum. Auch wurde das Parterre des Gebäudes zeitweise als Militärküche bis in die Achtzigerjahre verwendet.
Seit 1976 wird das Gebäude durch den Verein «Pro Ortsbild und Landschaftsschutz Oberbipp» verwaltet, der eine Renovation des Buchistöckli von 2009 bis 2015 mithilfe gesammelter Spenden in Eigeninitiative umsetzte. Heute kann das Stöckli für Anlässe in der Gemeinde, für Ausstellungen und eine Vielzahl anderer Zwecke genutzt werden. In diesem Sinne hat das etwa 500 Jahre alte Gebäude seinen kommunalen Charakter bis heute bewahrt.
 
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